Mittelbayerischer Zeitung / Donnerstag, 21.Dezember 2006 / von Florian Sendtner

Schwarze Armada der 3437 Tanker

Schiffsfriedhof und tänzelnder Fuchs: Die 5. WeihnachtsGRAZifikation

REGENSBURG. Aus der Ferne sieht es aus wie ein Haufen Kohlen. Doch wenn man näher kommt, erkennt man: es sind kleine schwarze Papierschiffchen, die sich da in der Ecke des Saals auftürmen, unzählige. Die vertraute Kinderseligkeit der weißen Papierschiffchen – durch einen bösen Spuk in fatales Schwarz getaucht. Eine befremdliche kohlpechrabenschwarze Armada, gestrandet auf einem gigantischen Schrottplatz.
Rayk Amelangs Kunstwerk „Öltank„, zu sehen auf der 5. GRAZifikationsausstellung, bedarf der Erläuterung. Außer man kennt sie sowieso: die schwarze Liste von Greenpeace, auf der 3437 Öltanker verzeichnet sind, die alle über 20 Jahre alt sind und nur über eine Schiffswand verfügen, also keine zweite Sicherheitshülle haben. 286 von dieser Sorte sind bereits leckgeschlagen oder gesunken und haben ihre tödliche Fracht ins Meer entlassen. Und 3437 tuckern wie gesagt noch fröhlich auf den Weltmeeren herum.
Rayk Amelangs Tankerfriedhof: ein schönes Beispiel dafür, wie man auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts mit einer einfachen Idee und einfachen Mitteln überzeugende politische Kunst machen kann. Aber was heißt schon einfach: Drei Wochen lang saß der Pentlinger Künstler mit seiner Freundin Abend für Abend stundenlang beim Papierschiffchenfalten; es sind nämlich genau 3437. Kunst ist nicht immer direkt schön, aber viel Arbeit macht sie trotzdem.
Doch keine Angst, auf der diesjährigen Weihnachtsausstellung des Kunstvereins Graz kreuzen nicht nur düstere Flottenverbände durch den Ausstellungsraum.
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