Interview für on3 - Bayerischer Rundfunk / Dienstag, 19. März 2013 / von Florian Nöhbauer


Zu Ende malen kann jeder

Der Regensburger Künstler Rayk Amelang malt Porträts von Alltagsmenschen. Allerdings lässt er dabei gerne mal wichtige Linien, Flächen oder gleich das ganze Gesicht weg. Ein Spiel mit den Sehgewohnheiten des Betrachters.

Meine Art Bilder zu machen...

Ich versuche, mit den Sehgewohnheiten des Betrachters zu spielen. Mal sind Gesichter vorhanden, mal nicht. Linien hören plötzlich auf oder werden nur angedeutet. Flächen werden oft nur grob gefüllt oder ich lasse die Farbe dort gleich ganz weg. So muss sich jeder kurz oder lang mit dem Bild beschäftigen und bringt dadurch seine eigene Erfahrung in das Bild mit ein. In den letzten Jahren habe ich mit Acryl auf die Rückseite von grundierten Leinwänden gemalt. Seit diesem Jahr male ich allerdings mit Öl. Das gibt mir ganz neue Möglichkeiten. Ich benutze auch wieder Farbe in meinen Bildern, was mir zur Zeit sehr viel Spaß macht.

Zur Kunst bin ich gekommen...
...durch meine damalige Freundin. Gezeichnet habe ich schon immer. Ich wollte auch immer was Kreatives machen. Erst hab ich mit Graffiti angefangen, dann kam ich zum Grafikdesign und schließlich zur bildenden Kunst. Meine Freundin und ich hatten das Glück, dass wir auch schnell ein paar Ausstellungen bekommen haben. Diese ersten kleinen Erfolge haben mich natürlich angespornt. Mittlerweile möchte ich auch gar nichts anderes mehr machen.

Ich lasse mich inspirieren von...
...allem Möglichen. Von den Medien, Flecken auf dem Boden oder an Wänden. Von Gesprächen, einer Songzeile, Bildern von Kollegen. Mittlerweile auch von Comics.

Wenn ich 500.000 Eurofür ein Kunstwerk bekäme , würde ich...
...meinen Geldjob kündigen, mir ein größeres Atelier mieten und größere Arbeiten schaffen... ein Traum!

Zum Malen brauche ich unbedingt...
...Ruhe und gute Musik, die zu meiner Stimmung passt. Das kann mal Motorama oder Joy Division sein, aber genauso Elektro oder HipHop-Classics.

Neben der Kunst...
...fahre ich zum Ausgleich Fahrrad. Wenn ich mich zwei Stunden auf dem Rennrad auspowere, macht das den Kopf frei. Oder ich spiele Bikepolo mit Freunden.

Warum Bayern, nicht Berlin?
Ich glaube, durch die heutige Vernetzung macht das keinen großen Unterschied mehr. Mit dem Auto ist man in fünf Stunden in Berlin, Fotos schickt man per Internet schnell in die ganze Welt. Ich finde auch, dass Berlin zu groß ist. Zu viele Künstler. Wie sollte ich da auffallen? Berlin hat super viele Möglichkeiten, aber eben auch wieder zu viele! In Regensburg habe ich meine Ruhe und kann für mich arbeiten.


http://www.br.de/on3/themen/popkultur/rayk-amelang-kunst-100.html




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